Yoga ist
mehr als Körperübung.
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„Wer eine märchenhafte Landschaft zur Heimat wählt, ist auch aufgerufen sich um sie zu kümmern“ Heimatgefühl im globalen Zeitalter
„Der Rhythmus im Kloster, die Anforderungen der Gemeinschaft und das Eintauchen in eine meditative Praxis, haben therapeutische Wirkung“, schrieb der Gründer der Homecoming Academy Nico Czinczoll. Diejenigen von euch mit entsprechender Kurserfahrung, wissen, dass da etwas dran ist und möchten diese intensive Erfahrung nicht missen. Wegen der zunehmenden Probleme für die Menschheit in diesem globalen Zeitalter wird uns bewusst, dass es inzwischen um viel mehr geht und die Frage steht im Raum: Was ist mit unserer Erde geschehen, die doch nur ein unglaublich kleiner Teil im gesamten Universum ist. Und warum gehen wir mit unseren Ressourcen so um, als gebe es keine Begrenzung?
Mögen
wir noch heimatliche Gefühle entwickeln, die jedoch nichts mit einer
Lederhosenromantik zu tun haben? Und können wir uns im eigenen Körper
zuhause fühlen oder haben Digitalisierung und leider auch viele Traumata
schon zur fühllosen Entkörperung geführt? Wo und wie finden wir sie
wieder, die innere Heimat, zur Einheit von Körper, Geist und Seele? Der bekannte, wunderbare Mönch aus Vietnam, Thich Nhat Hanh, sagte dies in einem einzigen Satz: ‚Das Wichtigste ist, in dir selbst die Erde weinen zu hören‘ Ich glaube, dass wir dann auch nicht mehr die Schreie der Leidenden überhören können, sondern bei jeder Möglichkeit mithelfen, ein wenig zu lindern. Die mir innerlich sehr nahestehende Pionierin der Tiefenökologie, Johanna Macy -91 Jahre alt- hat eine völlig andere Sichtweise auf die Spezies Mensch und auf die ganze Menschheit: ‚Wir können trotz allem vertrauen, dass wir hier sind und gehalten werden, in der Zeit bedrohlicher Gefahren‘. Uns allen ist wahrscheinlich das Empfinden bekannt: mein Körper endet nicht da, wo meine Haut ist. In unserer Cakra-Meditation, dem „Liebesweg der Shakti“, ist die Aura gut wahrzunehmen und lässt Möglichkeiten zum erweiterten Bewusstsein offen. ‚Da erleben wir wirkliche Resonanz, wenn wir durch das Bewusstseinstor vom Lokalen ins Globale schreiten‘, so der Psychologe Dr. Stefan Ruf in seinem Buch ‚Klimapsychologie‘. Auf einem spirituellen Weg kann jede Aktivität kontemplativ durchdrungen werden und zu einem neuen Sein führen. Dieses Sein kann nur jeder selbst mit Leben füllen und darin aufgehen. Der Dalai Lama sagte mehrfach Folgendes: „Unser Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr, der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Arten. Es braucht Menschen mit Zivilcourage, bereit, sich dafür einzusetzen, die Welt lebenswert und menschlich zu gestalten.“ Zum Beispiel gibt es eine spezielle buddhistische Meditation, mit der Bezeichnung ‚Liebende Güte‘, die Herzensgüte kultiviert und heilende Qualität hat. Daraus soll Mitgefühl, Mitfreude und Gelassenheit entstehen, mit dem Wunsch: Mögen alle Menschen glücklich sein! Wie ist das möglich? Die, kürzlich verstorbene Jugendbuchautorin, Gudrun Pausewang, wurde gefragt, welches Buch sie noch gern schreiben würde. „Nie wieder Krieg“, war ihre spontane Antwort und gab gleich die Anfangszeilen des ungeschriebenen Buches bekannt: Die Anderen, das sind diejenigen, die um neue Identität, Heimat und Menschenwürde ringen – seien es die sozial Geschwächten, mit oder ohne Migrantenhintergrund und die Entwurzelten aus den akuten Kriegsgebieten. Verwurzelung ist wohl das wichtigste und am meisten verkannte Bedürfnis der menschlichen Seele. In diesen unruhigen und gefährlichen Zeiten werden wir vermehrt entwurzelte Menschen treffen und mehr oder weniger davon berührt sein. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es gleich zu Beginn unseres Grundgesetzes, und wir wissen, dass diese Würde leider immer wieder zertreten wird. Prof. Claus Eurich ruft daher zur Erneuerung dieses Gesetzes auf und empfiehlt, durch seine Initiative erarbeitet, die Erweiterung: „Die Würde des Lebens ist unantastbar!“ soll es heißen. Das hat eine noch größere, den Menschen überstrahlende Tiefe und regt unbedingt zum Nachdenken an. Verlorene Heimat hat nicht immer mit einem Landstrich oder mit Familie zu tun, die verlassen wurde, sondern oft mit der verlorenen inneren Vertrautheit, die es wieder zurück zu gewinnen gilt. Auch hier findet der Mystiker und Dichter Rumi tröstende Worte:
„Ich habe die ganze Welt auf der Suche nach Gott
durchwandert und ihn nirgendwo gefunden. Ich freue mich sehr, wenn Ihr mich einmal, nach diesem Kurs, benachrichtigt, was sich evtl. geändert hat. Auch, inwieweit diese geregelte Klosterstruktur den neuen Alltag durchweben und beleben konnte.
‚Deine
Reise führt in deine Heimat. Vergiss nicht: -A. K. Ghujduwani- „…inmitten von Leben, das leben will“
In diesen außerordentlich schwierigen Zeiten müsste eigentlich die gesamte Menschheit aufgerufen sein, sich ihrer gemeinsamen Bestimmung von Leben zu erinnern. Dazu möchte ich drei Bereiche ansprechen, die ineinandergreifen: -Das Leben auf diesem Planeten erhalten. -Das Leben lebenswert gestalten. -Leben, mit Empathie und größerem Mitgefühl. Albert Schweitzer fasste dergleichen in einem Spruch zusammen: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ Leider können wir immer noch nicht auf globalisierte größere Erkenntnisse hoffen, obwohl es Menschenrechte gibt. Aber nicht überall. Vieles, was sich menschenrechtlich nennt, entscheidet sich nicht an menschlichen Bedürfnissen, sondern an politisch und wirtschaftlichen Begrenzungen und deren Prägungen. Einige mutige junge Menschen haben ihre Stimme für die Erhaltung unseres Planeten und für mehr Menschlichkeit erhoben. Wir haben das gehört und oftmals belächelt. Manchmal gab es Resonanz, die wieder unterging. Es kommt daher auf unseren ganz persönlichen Resonanzboden an. Wir müssen endlich durch uns selbst hindurchgehen – jenseits von Erziehung und Gewohnheit – und auf unsere innere Stimme hören. Hier im Schweigen, in der Stille auf dem Benediktushof, haben wir wieder die Möglichkeit zu lauschen und zu erkennen, was uns fernhielt von uns selbst. Sollte uns die innere Stimme an mehr Menschlichkeit erinnern, bemerken wir dennoch oft eine Gegenwehr und überhören, anstatt der inneren Stimme zu vertrauen. Diese Gegenwehr, zum Beispiel im Nichtloslassenkönnen, gestaltet sich manchmal wie bei einem Krankheitsausbruch, der meistens im Feinstofflichen -durch belastende Gedanken- beginnt und sich dann seelisch ausbreitet, bis sich zuletzt die ‚Krankheit‘ verkörpert. Wenn wir uns unfähig fühlen etwas zu verändern, dann projektzieren wir auch gern auf andere und ziehen uns aus der Problematik heraus. Wir haben es irgendwann zugelassen, gedanklich infiziert zu werden mit Destruktivität und unsere inneren Empfindungen auf ein kleines Maß zu reduzieren. Wir haben zugelassen, dass sich unsere Psyche verdunkelte, um nichts mehr wahrzunehmen, bis wir von Krankheit zu Krankheit taumelten. Denn letztlich trägt der Körper alles aus. Lasst uns jedoch nicht in den Fehler der Verurteilung verfallen. Besonders nicht, wenn es sich um Krankhaftes anderer handelt. Jeder hat seine eigene Geschichte und niemand kann sie ihm abnehmen. Wir können jedoch mit Empathie und Liebe antworten, auch bei uns selbst! Im Zen heißt es sogar: „Je höher die Erleuchtung, umso größer das Mitgefühl“ So, wie das Kranksein, genauso kann auch das Gesundsein im Feinstofflichen beginnen und sich von Stufe zu Stufe verkörpern. Dazu verhilft uns die Stille von Meditation zu Meditation… „…inmitten von Leben, das leben will“.
Erinnerungen an Yoga-, Kontemplations-, und Zen-Unterweisungen
Was kann ich über
diese drei spirituellen Wege schreiben, was nicht schon über all die
Jahre zu diesem Thema sehr umfassend gesagt worden ist?
Einmal im Jahr gibt
es den Europäischen Yoga-Kongress in der Schweiz, im Süd-Wallis, auf
etwa 2000 Meter Höhe, mit Blick zum Matterhorn. Willigis Jäger, als
ehemaliger passionierter Bergsteiger, ließ sich gern dorthin einladen.
In meinem Buch 'Das Yoga Jahr - Leben im Wandel der Jahreszeiten -'
beschreibe ich unsere gemeinsame Bergbesteigung auf 4000 Meter Höhe.
Willigis ging gemäßigten Schrittes, während ich glaubte, schnell wie
eine Bergziege, die Klippen empor springen zu müssen. Oben angekommen
schnappte ich nach Luft. Mein Lehrer, frohgelaunt, schaute jedoch
lächelnd in die wundervoll vor uns liegende Bergwelt. Ich hatte
verstanden. |
Buchtipp: Roswitha Maria Gerwin:
Roswitha Maria Gerwin:
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